Reisesicherheit: Elemente eines Hotelaudits aus Sicht der Konzernsicherheit

28.06.2018

Für eine große Zahl von Unternehmen sind Dienstreisen ein wichtiger Aspekt des Geschäftserfolgs. Besonders durch die anhaltende Globalisierung nehmen die auswärtigen Tätigkeiten Jahr für Jahr zu. Auch Gebiete, die durch Kriminalität und Terror stark belastet sind, bleiben für international Agierende nicht außen vor. Insbesondere bei der Planung von Reisen in solchen Risikogebieten kommt der zuständigen Stelle im Unternehmen eine außerordentliche Bedeutung zu.

Für die Beherbergung der Mitarbeiter wird zumeist auf ein Hotel, da es Komfort, Service und Sicherheit bieten soll, zurückgegriffen. Doch eine international weit verbreitete Sicherheitszertifizierung von Hotels, welches sowohl die Angriffssicherheit (Security) als auch die Betriebssicherheit (Safety) betrachtet, hat sich bis dato nicht etabliert. Zudem variieren je nach Land die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen an Hotels, sodass auch hier kein einheitliches Bild erzeugt wird. Um dennoch für Reisende die optimale Wahl einer sicheren Unterkunft zu bieten, kann beispielsweise der organisationsübergreifende Erfahrungsaustausch genutzt werden. Dabei wird auf bewährte Kenntnisse von anderen Unternehmen oder Behörden vertraut. Eine weitere Möglichkeit ist, dass die potenziellen Hotels durch ein unternehmenseigenes Sicherheits-Audit überprüft werden. Durch eine solche Standardisierung kann eine Vergleichbarkeit verschiedener Beherbergungsstätten hergestellt und eine begründete Auswahl getroffen werden.

Jedoch ist ein Audit mit hohem personellem und zeitlichem Aufwand verbunden. Zudem reicht die einmalige Überprüfung eines Hotels nicht aus, da es nur eine Momentaufnahme darstellt. Eine regelmäßige Kontrolle ist aufgrund des Aufwandes kaum möglich. Ein denkbarer Kompromiss wäre, nach einem erstmaligen Audit, dem zukünftigen Reisenden einen auf die Kernelemente verkürzten Auditbogen auszuhändigen. Dadurch wäre eine wiederholte Überprüfung der wichtigsten Aspekte sichergestellt.

Im Folgenden werden ausgewählte Elemente des Auditbogens aufgezeigt. Dieser kann in die Teile „Allgemeine Hotelinformationen“, „Security“ und „Safety“ untergliedert werden.

Allgemeine Hotelinformationen

Der erste Teil des Audits dient der Erfassung von Rahmeninformationen über das Hotel, um es im Gesamtkontext einzuordnen und sicherheitsrelevante Aspekte ableiten zu können.

Hierzu zählt beispielsweise die Untersuchung der Lage des Hotels: Liegt es, im Bezug zum Stadtkern, peripher oder zentral? Befindet es sich in einem Wohn- oder Gewerbegebiet? Sind staatliche Hilfskräfte in einer angemessenen Entfernung? Ist es in der Nähe eines Risikogebietes für Naturkatastrophen?

Ferner sind geplante betriebliche Veränderungen (Erweiterung, Renovierung) zu beachten, denn solche Maßnahmen sind häufig mit dem temporären Aussetzen von Sicherheitsmaßnahmen verknüpft. Auch lässt die Frage nach dem Unternehmenssitz des Hotelbetreibers Rückschlüsse auf das Sicherheitsbewusstein des Hotels zu. So haben renommierte Herbergen, deren Sitz in den USA liegen, häufig einen hohen Sicherheitsstandard, sind aber auch im Fokus für terroristische Aktivitäten.

Security – Wie sicher ist der Reisende vor Angriffen auf das Hotel?

Während der erste Teil des Auditbogens vor allem die Umgebung außerhalb der Hotelanlage betrachtet, wird im Bereich „Security“ der Blickwinkel zunehmend verengt. Hier werden Elemente, die dem Schutz vor kriminellen Handlungen und Angriffen dienen, untersucht. Ein zentraler Aspekt ist die Objektsicherheit, die sich aus dem Perimeterschutz, der Gebäudesicherung und organisatorischen Maßnahmen des Hotels zusammensetzt.

Unter Perimeterschutz wird das Sichern und Überwachen der äußeren Umgrenzung der Hotelanlage verstanden, das heißt: Gibt es eine durchgehende mechanische Barriere? Wie ist deren Beschaffenheit? Und wird sie optronisch/sensorisch/personell überwacht? Gibt es eine Zufahrtskontrolle für Fahrzeuge auf das Hotelgelände?

Im nächsten Schritt ist bei der Gebäudesicherung unter anderem zu beachten, ob Sicherheitsglas verbaut ist, oder die Glasflächen zumindest mit einer Splitterschutzfolie bezogen sind. Im Inneren des Gebäudes würde eine Personen- und Gepäckschleuse das Sicherheitsniveau erheblich erhöhen.

Neben der baulichen Härtung des Hotels und den technischen Anlagen zur Überwachung sowie Kontrolle sind die organisatorischen Maßnahmen ein wichtiger Aspekt:

• Innerhalb des Hotels wird ein System zur Zutrittsbeschränkung des Personals und der Gäste nach dem „need-to-have“-Prinzip eingesetzt

• Notfallpläne zu verschiedenen Szenarien sind schnell abrufbar

• Verfahrensanweisung für den Umgang mit Alarmmeldungen sind dem Personal bekannt

• Professioneller Shuttleservice ist vorhanden

• Rezeption ist rund um die Uhr besetzt

• Regelmäßige Schulungen aller Mitarbeiter in punkto Sicherheit, welche sowohl allgemeine als auch spezifisch lokale Risiken umfassen

• Zusammenarbeit mit den lokalen Hilfskräften (Feuerwehr, Ordnungskräfte)

Ein weiterer Faktor zum Schutz des Reisenden ist die Hotel- und Gästezimmerausstattung. Hierzu gehören beispielweise:

• Hotelsafe (nicht zu verwechseln mit dem Zimmersafe) ist fest verbaut und mit personalisierbaren Schließfächern ausgestattet

• Parkflächen (Parkplatz, Tiefgarage) sind technisch/personell überwacht und dauerhaft beleuchtet

• Akustisches Warnsystem zur Benachrichtigung der Personen vor spezifischen Gefahren ist integriert

• Panikraum ist vorhanden, autark, ausreichend dimensioniert und hermetisch abschließbar

• Unterbrechungsfreie Stromversorgung ist gewährleistet

• „Women-only“-Bereich mit technischer bzw. personeller Überwachung

• Gästezimmertür hat einen Türspion sowie eine Sperrvorrichtung (z.B. Türkette)

Safety – Wie gefährdet ist der Reisende durch einen Brand?

Im abschließenden Teil „Safety“ wird der Fokus auf das Risiko der Brandentstehung und -ausbreitung gerichtet. Denn immer wieder kommt es zu gefährlichen Hotelbränden wie zuletzt in einem Londoner Luxushotel im Juni 2018. Wichtige Punkte sind hier eine funktionstüchtige Brandmeldeanlage in Verbindung mit Detektions- und Brandlöscheinrichtungen. Auch der organisatorische Brandschutz, wie das Brandschutzkonzept, die Ausbildung des Personals sowie einer regelmäßigen Brandschutzbegehung, ist bedeutsam.

Im Bereich Flucht und Evakuierung sollten ebenso wichtige Aspekte überprüft werden:

• Tragfähigkeit des Flucht- und Rettungswegekonzeptes

• Fluchtwege sind gekennzeichnet, notbeleuchtet und weder verstellt noch verschlossen

• Instruktionen zum Verhalten bei Notsituationen sind im Gästezimmer in mehreren Sprachen (mindestens in Englisch) vorhanden

• Sammelplatz ist gegeben, ausreichend dimensioniert und gekennzeichnet

Keep in Mind

• Dienstreisen werden immer häufiger – auch in Risikogebieten

• Das unternehmenseigene Sicherheitsaudit eines Hotels verringert das Gefährdungsrisiko von Reisenden und schafft Vergleichbarkeit

• Das Audit besteht aus drei Teilen: „Allgemeines“, „Security“ und „Safety“

• Allgemeines: der Fokus liegt auf der Umgebung außerhalb der Hotelanlage

• Security: hier wird vor allem die Objektsicherheit betrachtet, um die Vulnerabilität gegenüber Angriffen sichtbar zu machen

• Safety: abschließend wird der Schutz vor dem Risiko Brand überprüft

Quelle:
National Counter Terrorism Security Office (2014). Counter Terrorism Protective Security Advice for Hotels and Restaurants.

Anmerkung Seitens der Privatimus GmbH: Dies ist ein Blogbeitrag von Christian Kluge.

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